Klasse 10d: Erinnerungen an die Schulzeit 1959 – 1963

Mit Hilfe von zehn (der 17 angeschriebenen) Schulkameraden (m/w) und Klaus aus einer unserer Parallelklassen habe ich diese Seite erstellen können – angeregt durch das Buch:  77 Impulse und Methoden Biografiearbeit

Erinnerungen erscheinen zuverlässig, entsprechen aber nicht immer der Realität …

… trotzdem sind sie Teil unserer Biografie.

  • Bei mir scheint alles weg. Vielleicht habe ich danach zu viel erlebt. Es ging ja jedes Jahr Schlag auf Schlag. (Herbert)
  • Unsere Klasse bestand aus drei Mädchen und etwa 27 Jungs. Sie hatte den Schwerpunkt ‚Mathematik‘ (im Gegensatz zu ‚Sprachen‘ bzw. zu ‚Kaufmännisch‘). – Ich war der Zweitjüngste in der Klasse. (Reinhold)
  • Nach dem Übergang von der Grundschule (in Berlin: bis Klasse 6) war ich zunächst im ’sprachlichen Zug‘ gelandet. Weil ich aber in den für mich neuen Fächern Französisch und Chemie und Physik versagte, hatte mich mein Vater nach dem ersten Halbjahr auf den ‚mathematischen Zug‘ umschulen lassen – eine richtige Entscheidung. (Reinhold)
  • Die Schulzeiten waren jeweils von montags bis freitags, von 8:00 Uhr bis gegen 13:30 Uhr: sechs Unterrichtseinheiten je 45 Minuten; zwischen den Unterrichtsstunden jeweils eine ‚kleine‘ Pause mit fünf Minuten Dauer, nach jeweils zwei Stunden eine große Pause mit 20(?) Minuten Dauer. – Samstags gabs nur vier(?) Unterrichtsstunden. – Nachmittagsbetreuung war damals noch ein Fremdwort. (Reinhold)
  • Während der großen Pausen mussten wir – geordnet / diszipliniert – im Schustehruspark unsere Spaziergänger-Runden drehen. – Aus den Reihen vor mir oder hinter mir hörte ich meine Mitschüler über Lassy und Fury diskutieren. Ich konnte nicht mitreden, weil meine Eltern noch keinen Fernseher besaßen. (Reinhold)
  • Unsere Sportcracks waren nicht in der Lage, eine vom Sportlehrer Michel verlangte Reckübung auszuführen. – Zu unserer aller Verblüffung hatte er sie uns dann selber vorgeführt …. mit seinen wenigen Fingern, die ihm aus der Kriegszeit verblieben waren. (Reinhold)Hierzu hat Dietmar eine detaillierte Ergänzung geschickt, siehe ganz unten.
  • Hallensport bei Michel grundsätzlich barfuß. Im Winter ‚durften‘ wir sogar so nackig im Schnee ❄️ unsere Runden drehen. Anschließendes Duschen war Pflicht, ebenso ein extra Beutel oder Ähnliches für die Turnsachen. (Lothar F.)
  • Sportlehrer Michel verlangte, dass jeder einen Turnbeutel mit sieben wichtigen Sachen zum Sportunterricht mitbringen musste; der Turnbeutel zählte mit. – Hin und wieder kontrollierte er: Wer nicht alle sieben Sachen dabei hatte, musste eine Strafarbeit über zehn Seiten schreiben; stets zum Thema „Über den Wert eines guten Gedächtnisses“. – Strafarbeiten mit diesem Thema gab’s auch bei anderen ‚Straftaten‘. (Reinhold)
  • Mein Vater hatte zweimal Geld dafür ausgegeben, damit ich im Schwimmbad ‚Krumme Straße‘ schwimmen lernte; leider vergebens. Auch die Schwimmunterrichte in der 5. und 6. Grundschulklasse blieben bei mir fruchtlos. Dann gab es die Ansage von Michel: Wer in der 7. Klasse den Freischwimmer nicht hat, bekommt eine ‚5‘ in Sport – analog Fahrtenschwimmer in Klasse 8, Rettungsschwimmer (Bronze) in Klasse 9. Und plötzlich hatte ich es kapiert! Alle drei Scheine zügig erworben – plus Rettungsschwimmer in Silber. (Reinhold)
  • Wir hatten unseren Michel irgendwie verärgert. Es war Sommer, und er scheuchte uns im Sportunterricht über den Hof, bis wir schwitzten. Er rief: „Alles unter die Dusche, ihr stinkt.“ Also alle unter die Dusche. Aber die war kalt. Ich weiß nicht mehr genau, aber die meisten duschten. Ich war zu der Zeit im Sportverein und wusste, kalt duschen war in dieser Situation, nach der Schinderei, nicht angebracht. Ich duschte nicht. – Ein, zwei Tage später morgens, ein großer Teil unserer Klasse ging wegen Muskelkater (kalt geduscht) rückwärts die Treppe nach oben. Jetzt kam unser Michel, zwei Stufen auf einmal nehmend, und rief: „Hallo Jungs, wie geht’s?“ (Klaus)
  • Ich hatte das ‚Glück‘, dass meine ältere Schwester vier Jahre vor mir die Sauerbruchschule besuchte und auch bei Herrn Michel bekannt war. Sie war auf dem sprachlichen Zweig, auf dem ich zu meinem Leidwesen auch zuerst angemeldet worden war, gerade weil meine Schwester auch dort war, anstatt wie von mir gewünscht, auf dem mathematischen Zweig. – Michel, in seiner liebevollen Art, wollte mich immer beim Sport anfeuern. So hörte ich ständig: „Nimm Dir mal ein Beispiel an Deiner Schwester, die war super in Sport, und da könntest Du Dir mal eine Scheibe von abschneiden.(Manfred)
  • Egal ob am Reck, an den Ringen oder am Barren: Ich brachte überall nur unterdurchschnittliche Leistungen zustande. – Ich gehörte, wie auch Reinhold, zu den drei jüngsten Schülern der Klasse, war aber körperlich der Zweitkleinste. Ich war kein großer Läufer vorm Herrn. Man hätte mir meinetwegen auch die Beine wegzüchten dürfen, wenn man mir dafür eine andere Möglichkeit der Fortbewegung gegeben hätte. Motiviert hat mich Michels Verhalten wirklich nicht. (Manfred)
  • Mit noch 13 Jahren wurde ich genötigt, den Grundschein der DLRG als Rettungsschwimmer zu machen. Das Zeugnis für die bestandene Prüfung wurde mir aber erst nach Erreichen des 14. Geburtstages ausgehändigt. Ich konnte zwar gut schwimmen und tauchen, aber die Befreiungsgriffe, das Abschleppen und das Heraustragen sowie das Ablegen der geretteten Person bedeuteten für mich große Schwierigkeiten. Denn bevor ich beim Hinsetzen tief genug zum Ablegen gekommen war, standen die ‚Geretteten‘ bereits mit ihren Füßen am Boden und wir kippten dann gemeinsam rückwärts. Das gab jeweils einen harten Aufprall. Diese Aktion bescherte mir aber eine ‚4‘ bei Michel im Sport statt der angedrohten ‚5‘. (Manfred)
  • Ich hatte bei Herrn Michel Glück, weil ich bei ihm Fußball und Handball gespielt habe. Da hat er mich vielleicht beim Turnen nicht so kritisch beurteilt. (Klaus aus einer der Parallelklassen)
  • Unsere Sportlehrerin, Frau Schell, zog uns Mädchen ziemlich unsanft die vor der Brust verschränkten Arme herunter mit dem Hinweis: „Da gibt es nichts zu halten, Brust raus und Kopf hoch, mit geradem Rücken!(Marlies)
  • In Lohr / Main – Jugendherberge – empfing uns Herr Kasparek taumelnd %o die Treppe herabsteigend. Er konnte sich gerade noch an der linken Wand abstützen, sonst ... (Lothar F.)
  • Lohr: Da fällt mir die Busfahrt nach Creglingen ein, wo wir in einer Kapelle knapp außerhalb von Creglingen für ca. ein halbe Stunde den Riemenschneider-Altar bewunderten. Auf der Fahrt dorthin fragte ich mich mehrfach, was dieser Ausflug eigentlich sollte, aber nachdem ich diesen Altar auf mich hatte wirken lassen, zog er mich völlig in den Bann. Ich habe bei späteren Besichtigungen von Kirchen und Kathedralen ihn immer als den absolut gültigen Maßstab angesehen. (Dietmar)
  • Die Besichtigung des Triptychons von Tilman Riemenschneider mit der wunderbaren Schnitzerei, wo er sich angeblich selbst verewigt hatte, ist auch bei mir im Gedächtnis hängen geblieben. Auf meinen vielen Reisen habe ich oftmals Kirchenaltare besichtigt und dabei immer an die wunderbare Arbeit von Riemenschneider gedacht. (Lothar L.)
  • nächtliche Streiche in der Jugendherberge in Lohr: Einen Holzabtreter, der unter ein Bettlaken gelegt wurde, oder die Entfernung einer Matratze auf einem Hochbett, auf dem dann nur ein Bettlaken gespannt war, führte zu beispiellosem Gelächter, nachdem an der Tür jemand rief: „Kasparek kommt“. Jeder rannte zu seinem Bett und sprang auf die Matratze, die entweder sehr hart oder nicht mehr vorhanden war. Wer davon betroffen war, weiß ich nicht mehr. (Lothar L.)
  • Die Klassenfahrt muss ganz wunderbar gewesen sein: Die Ansichtskarten, die ich an meine Eltern schrieb, sagen mir heute noch, wie glücklich ich in dieser Zeit war. (Marlies)
  • Ich konnte die Klassenfahrt nach Lohr – als Einziger – leider nicht mitmachen, weil meine Eltern das Geld für eine solche Klassenfahrt nicht aufbringen konnten. (Reinhold)
  • Kasparek war Kriegsgefangener im Arbeitslager Workuta, Sibirien. – Adenauer hatte die letzten Kriegsgefangenen 1954 aus Russland nach Deutschland holen können. (Reinhold)
  • Herr Kasparek hat immer von Workuta erzählt. Irgendjemand konnte das dann irgendwann nicht mehr hören. Eine Schulstunde war nie zu Ende, wenn er nicht wenigstens einmal von Workuta gesprochen hatte. Als er irgendwann mal wieder damit anfing, sagte einer in unserer Klasse: „Ja, ich weiß, wenn man nach Workuta hereinkam, war rechts der Fußballplatz.“ Wegen dieser Verhöhnung seiner Kriegserinnerungen wurde Herr Kasparek fast verrückt. (Klaus aus einer der Parallelklassen)
  • Unserem ersten Physiklehrer (Michel – der mit den wenigen verbliebenen Fingern) war im Klassenraum eine Demonstration zur schiefen Ebene missglückt: Der Versuchsaufbau stürzte um und fiel zu Boden. Wir hatten uns darüber totgelacht. – Aus Revanche bekamen wir die Hausarbeit auf, bis zum nächsten Unterricht einen Abschnitt aus dem Physikbuch über Ultraschall zu lesen. In der dann folgenden Unterrichtsstunde startete er seinen Unterricht wieder einmal mit den von uns gefürchteten zwei Wörtern: „Hefte raus!“ – Wir sollten einen Aufsatz über Ultraschall schreiben. Wie viele andere Mitschüler hatte auch ich nichts gelesen. (Reinhold)
  • Michel: Legendär auch seine Kreide- oder Schlüsselwürfe! (Lothar F.)
  • Der nachfolgende Physiklehrer (Name: ?) hatte uns im speziellen Physikraum unterrichtet. Zu Beginn jeder Unterrichtsstunde mussten wir zunächst stehen bleiben. Erst nachdem wir jeweils eine Wiederholungsfrage aus den vorherigen Unterrichten richtig beantwortet hatten, durften wir uns setzen (pädagogisch wertvoll). – Die letzten drei stehen gebliebenen Schüler bekamen als Eintrag eine „5“ in sein Notenheftchen: „Den / die Letzten beißen die Hunde.“ (Reinhold)
  • Der Physiklehrer hieß Maschmeier (kam von der Elisabethschule zu uns). U. a. lehrte er uns die Optik (Focus, Brennweite, Entfernung, Bildgröße usw.). Dank Rainer Micklich(s Nachhilfelehrer) konnten wir die ‚Hausaufgaben‘ als gelöst präsentieren. (Lothar F.)
  • Von diesem Physiklehrer hatte ich etwas gelernt, was mir erst Jahrzehnte später als besonders wertvoll bewusst geworden war: ‚roggbiv‘, das Akronym für die Spektralfarben / Farben im Regenbogen. – Leider hat keiner unserer Lehrer vermittelt, wie wir leicht(er) lernen können. Das hatte ich erst viel später erfahren, nachdem ich mehrere Jahre lang bei zwei großen Unternehmen als hauptberuflicher Ausbilder / Dozent gearbeitet hatte … Die Begeisterung über die Methoden des leichteren Lernens hatten meinen weiteren berufliche Weg bestimmt. (Reinhold)
  • roggbiv: Ich wusste nur noch, dass ich das in der Schule gelernt habe, aber nicht mehr von welchem Lehrer und in welchem Fach es war. Habe damit des Öfteren eines der Enkel verblüfft. (Marlies)
  • Mathelehrer Michel (der mit den wenigen Fingern) holte manchmal mit Vergnügen einen Mitschüler an die Tafel, weil der eine ‚Arbeitshose‘ anhatte. – Ich besaß damals zum Glück / leider keine ‚Nietenhose‘. (Reinhold)
  • Eines Tages mussten wir eine Mathearbeit bei Michel schreiben. Thema nach meiner Erinnerung: Kugelberechnungen. Damals wurde mir von Herrn Michel vor der ganzen Klasse ein Lob ausgesprochen. Ich hätte die beste Arbeit geschrieben und dafür eine ‚4‘ bekommen, weil er bemerkt hätte, dass ich mich als Einziger mit dem Thema beschäftigt hatte – auch wenn ich es nicht verstanden hätte! (Manfred)
  • Sobald sich der unbeliebte Chemielehrer Witt zur Tafel gedreht hatte, flogen Kreidestückchen nach vorn. – Einmal bekam er innerhalb seines Unterrichts bei uns einen Schwächeanfall; wir waren erschrocken und hatten ein schlechtes Gewissen. (Reinhold)
  • An Physik(?)-Witt kommen auch mir nur unangenehme Erinnerungen, die meistens mit einer ‚5‘ auf dem Zeugnis endeten. (Marlies)
  • Nachdem Herr Witt ausfiel, fand praktisch kein Chemieunterricht mehr statt. – Herr Dachmann oder Bachmann beschäftigte uns mit der umfassenden Ausarbeitung eines Referats – ich: Papierherstellung / Feldmühle AG. (Lothar F.)
  • Besagter Herr Dachmann kam mit der Elisabethschule zu uns, die offensichtlich eine Partnerschaft mit einer schwedischen Schule pflegte. Sie besuchten uns und nahmen teilweise auch am Unterricht teil. Der bestand (tückischerweise?) aus einer Demonstration der Tränengasherstellung! Ich werde die verschmierten Augenpartien der aufgebrezelten Schwedinnen nie vergessen. Gut gemacht, Herr Dachmann!!! (Lothar F.)
  • zu den zwei Schwedinnen: Sie kamen aus Göteborg und waren ein Anhängsel einer Rockergruppe (Raggare), aber nicht mit Motorrädern, sondern dicke Amischlitten: Chevis, Mustangs usw.! – Ich kann mich vage an ein Bild erinnern, welches sie mir mal zeigten. Da ich mehrmals kurzzeitig in Schweden war, kann ich sagen, du findest die Schlitten noch auf den Straßen. Für viel Geld kannst du die alten noch kaufen. (Heiner)
  • Meine Chemie-Ausarbeitung befasste sich mit Farben. Die Infos hierfür hatte ich mir aus der ‚Amerika-Gedenk-Bibliothek‘ besorgt. Die Recherche war für mich sehr aufwendig, vom Inhalt weiß ich rein gar nichts mehr. (Reinhold)
  • Mir ist schon in der Schulzeit bewusst geworden, dass ich ein extrem schlechter Auswendig-Lerner / schlechter Gedichte-Lerner bin und auch nicht in der Lage bin, mir selbst kurze Liedtexte und Melodien einzuprägen! Deshalb hat es mich kürzlich verblüfft, dass mir beim Lesen des Begriffs ‚Pentagondodekaeder‘ auf Wikipedia unwillkürlich die richtige Reihenfolge folgender Begriffe aus dem Chemie-Unterricht eingefallen war: Methan – Ethan – Propan – Butan – Pentan – Hexan – Heptan – Octan – Nonan – Decan. An die Bedeutung dieser Begriffe erinnere ich mich aber nicht. (Reinhold)
  • Werkunterricht beim Lehrer Woelki(?): Wir sollten aus einem Holzquader ein ‚Kunstwerk‘ herausraspeln / feilen. Einer meiner Mitschüler (Lothar L.?) hatte zum Beispiel einen hochgewachsenen schlanken Kranich produziert. – Mir fiel lediglich ein, einen barocken Messkelch mit vier Füßchen(!) nachzubilden. Das fand ich schon damals doof. (Reinhold)
  • Wir wollen doch wohl unseren stattlichen Lehrer „EDE“ nicht vergessen: Eduard Toll, von uns „EDE“ genannt, war ein sehr großer, massiger Mann. Er unterrichtete Deutsch und hielt teilweise auch den Werkunterricht und Biologie.

    Sein Betreten des Klassenzimmers wurde nur allzu oft ignoriert und ebenso sein Bemühen, sich Respekt zu verschaffen. Verschiedene Grüppchen blieben lieber mit den Skatkarten in der Hand sitzen und spielten in aller Ruhe weiter. Nach Beendigung unserer Schulzeit war manch Mitschüler sicher in der Lage, einen Preisskat zu gewinnen. (Manfred)
  • Einmal veranstaltete EDE ein ‚Zahlenlotto‘. Er schrieb 6 Zahlen auf die Rückseite der Tafel und jeder von uns durfte einen Tippzettel abgeben. Es waren 5,– DM ausgelobt worden für denjenigen oder diejenige, die mindestens 5 Zahlen davon richtig getippt haben würden. Das ist aber niemandem gelungen. Jedenfalls ist es ihm dadurch gelungen, das Skatspielen zu unterbrechen. (Manfred)
  • Gerne nahm EDE den Spielern die Skatkarten weg und legte sie auf das Lehrerpult. Wenn dann der Tigergang vor und zurück durch den Klassenraum stattfand, ging ein Mitschüler (ich glaube, es war Heiner) schnell nach vorn und nahm die Karten an sich. Danach wurden sie durch die Klasse wieder nach hinten durchgereicht. (Manfred)
  • Von Lothar L. hingen mehrere DIN A3-große Zeichnungen an den Klassenwänden. Sie waren sehr gut gelungen und zeigten Soldaten in historischen Uniformen. (Reinhold)
  • Ich gehörte zu den zwei (zeitweise drei) Schülern in der Klasse, die katholisch waren. Unser Religionslehrer war Pfarrer Debatin, ein so genannter Spätberufener, bei dem ich regelmäßig in St. Kamillus ministrierte. – Von ihm bekam ich einmal eine Ohrfeige im Religionsunterricht; wahrscheinlich hatte ich mich ernsthaft daneben benommen. (Reinhold)
  • Pfarrer Debatin betrat einmal mit uns katholischen Religionsschülern die evangelische Luisenkirche auf dem Gierkeplatz. Das fand ich damals ‚irgendwie prickelnd‘, aus meiner heutigen Sicht: angenehm grenzüberschreitend. – Debatin konvertierte später, um eine Frau zu heiraten. (Reinhold)
  • Unser Englischlehrer war der Rektor Höffling. Er legte sehr viel Wert darauf, dass wir ordentlich Vokabeln lernten. Wir mussten die zu lernenden Vokabeln immer in unser Vokabelheftchen übertragen. Das hat er konsequent geprüft, indem er jeweils seine Paraphe unter das letzte abzuschreibende Vokabel-Päckchen gesetzt hatte. – Ich hatte ihn trotzdem einige Male überlistet, indem ich eine Seite des Vokabelheftchens rausgerissen und nur die letzten Vokabeln des aktuell zu schreibenden Vokabelpäckchens eingetragen hatte. (Reinhold)
  • Das Vokabellernen hatte Höffling geprüft, indem sich die zu prüfenden Mitschüler hinten an die Klassenwand stellen mussten, um so das Vorsagen durch die anderen Mitschüler zu erschweren. – In den Jahren nach Ende der Schulzeit hatte ich im Vergleich mit anderen Personen festgestellt, dass Höffling offensichtlich ein erfolgreicher Englischlehrer gewesen war. (Reinhold)
  • Unser Englischlehrer Höffling (auch Schuldirektor) hatte mir für den Samstagsunterricht die manuelle Betätigung der Schulklingel anvertraut. Diese war von MO bis FR auf ‚automatisch‘ eingestellt. Aber samstags musste sie vor Beendigung  der Schulstunde manuell bedient werden.

    Ich hatte mir den Spaß erlaubt, sie eine viertel Stunde früher klingeln zu lassen. Alle schauten auf ihre eigene Uhr und waren erstaunt darüber, dass es schon läutete. – Überall gingen die Klassentüren auf und jubelnd verließen alle Schüler ihre Klassen. Das hat aber dem Höffling nicht so gefallen und ich musste über das Wochenende fünf Seiten aus einem englischen Buch übersetzen. „Na ja, Übung macht den Meister.“ – Die Schulglocke hat er danach samstags lieber selber geläutet.  (Lothar L.)
  • Ich erinnere mich noch an Herrn Gryzenkowski. Ich kann nicht sagen, ob er sich wirklich so schreibt. Ich kann mich nur erinnern, dass er, wenn er laut wurde, manchmal fast seine Zähne verloren hat. Das war natürlich für uns ein besonderes Ereignis. Ich glaube, wir hatten bei ihm Geschichte. (Klaus aus einer der Parallelklassen)
  • Unser Musiklehrerin, Frau …?…, war Alkoholikerin: Regelmäßig während der Stunden musste sie den Musikraum verlassen, um nachzutanken. – Einmal hatten wir im Musikraum einen Faden von Stuhl zu Stuhl gespannt. Nachdem sie das mitbekommen hatte, war sie durch die Stuhlreihen gestürmt, um die Fäden wegzureißen. (Reinhold)
  • Die Geschichte mit der immerzu alkoholisierten Musiklehrkraft habe ich vor kurzem im Familienkreis zum Besten gegeben, weil sie zum Thema passte. Wer hatte eigentlich die Idee mit dem Faden? (Marlies)
  • Unsere alte Deutschlehrerin, Frau …?…, bestand darauf, mit Fräulein angesprochen zu werden. – Die hohe Qualität ihres Unterrichts zur Rechtschreibung und Interpunktion ist mir erst Jahre später bewusst geworden. (Reinhold)
  • Sehr gut in Erinnerung geblieben ist mir ihr ‚Verbot‘, Wenn-Sätze mit ‚würde‘ zu kombinieren. Bis heute versuche ich, das zu befolgen. – Aus Anlass dieser Erinnerung habe ich gegoogelt und nun gelesen, dass dieses ‚Verbot‘ nicht mehr zeitgemäß ist. (‚Würde-lose Wenn-Sätze‘). (Reinhold)
  • Die Unterscheidung zwischen ‚das‘ und ‚dass‘ (damals: ‚daß‘) habe ich bei ihr zuverlässig gelernt: offensichtlich eine Lehrerinnen-MeisterInnen-Leistung 😉 (Reinhold)
  • In Erinnerung habe ich die Deutschlehrerin nur als ‚alte‘ Frau im Pelzmantel: Frau Felizitas Krüger (Heiner) … oder ‚Fräulein‘? (Reinhold)
  • Ich erinnere mich sehr ungern an die damaligen Mathe- / Algebra-Stunden bei Lehrer Steinberg in der 7. Klasse der Sauerbruch-Schule. Stößt mir immer dann auf, wenn Heiner zum Klassentreffen einlädt. – Die Situation:

    Steinberg:  ER, ER, der Kleine, komme ER an die Tafel.
    Udo H.: Läuft ängstlich durch den Klassenraum in Richtung Tafel.
    Steinberg:  Schreibe ER die ‚Bionomische Formel‘ an die Tafel – oder kann ER das nicht!? Ist ER etwa genauso faul wie sein Bruder?
    Udo H.: Verstört, unsicher schrieb ich irgendetwas an die Tafel. Konstruktives kam dabei nichts heraus.
    Steinberg:  Setze ER sich !!  5!!  Mangelhaft!
    Udo H.: Ich trottete zu meinem Platz zurück und war den Tränen sehr nahe. – Mit der Anrede in der 3. Person konnte ich nicht allzu viel anfangen. (Udo-Rolf)
  • „Quatsch!“, „Blödsinn!“, „Mist!“, „5!“ … oder so ähnlich waren die Kommentare, mit denen Kasparek häufig unsere Antworten auf seine Fragen quittierte. (Reinhold)
  • Die Zeit an der ‚Oberschule Technischen Zweiges‘ war für mich sehr belastend. Ich war einerseits ein fauler Schüler, hatte andererseits aber Angst vor meinem strengen Vater, der gute Noten erwartete. – Ich hatte während der Schulzeit häufig Albträume. (Reinhold)
  • Ich war morgens immer früh am noch geschlossenen Schultor, um auszuhandeln, von wem ich vor Unterrichtsbeginn was an Hausarbeiten abschreiben durfte. – Während der ersten Unterrichtstunden habe ich weitere Hausarbeiten für die dann folgenden Stunden abgeschrieben. (Reinhold)
  • Nach Schulschluss trottete ich mit Manfred Sch. nach Hause. Er wohnte in der Haubachstraße. Die Strecke hätte für Smalltalk gereicht, aber wir liefen meist schweigend nebeneinander her. – Ich ging dann allein weiter bis zum kleinen Schreibwarenladen meines Vaters, Wilmersdorfer Straße 44, heute ein Zeitungskiosk. – Die Wegstrecke kam mir damals recht lang vor; Google nennt die Zeit genauer: 13 Minuten zu Fuß. (Reinhold)
  • Die Schulzeit war für mich so stark belastend, dass ich mir danach (als noch nicht einmal 16-Jähriger) vorgenommen hatte, während der anschließenden Lehrzeit von Anfang an fleißig zu sein. Das hatte ich tatsächlich durchhalten können. (Reinhold)

  • Ergänzung zur Reckübung (siehe oben):

    Ich meine, dass ich der Auslöser für die heroische Kraftanstrengung des Ernst Michel am Reck war. In meiner plumpen, keinesfalls sportlich anmutenden Art sollte ich vor Euch allen einen sog. Kniewellumschwung ausführen. Das gelang mir jedoch mangels ausreichendem Schwung einfach nicht und so sah sich der dynamische Herr Michel genötigt:

    – auf mich zuzueilen, das gestreckte Bein zu ergreifen und mich mehrfach um die Reckstange herumzuwirbeln, was in Anbetracht von nicht vorhandenem Talkum in meiner Kniekehle unangenehm zeckte (um es Berlinerisch auszudrücken) und um uns anschließend

    – gehörig zu beeindrucken, indem er mit wehrhafter Körpersprache und einer Figur im Gardemaß zeigte, wie man auch mit weniger als 10 Fingern sportlich Eindruck hinterlassen kann.

    Aber damit nicht genug!

    Ich jaulte natürlich nach dem Herumwirbeln aufgrund meiner Kniekehle auf (s. oben), hing kraftlos an der Stange und schlich mich anschließend tief betrübt zum Umkleideraum. Dort traft Ihr dann auch ein. Kurz darauf riss der „liebe Herr Michel“ die Tür auf und  bellte mit Verachtung in den Raum:

    IHR WOLLT DEUTSCHLANDS ZUKUNFT SEIN, MIT EUCH KANN MAN DOCH KEINEN KRIEG GEWINNEN.“

    Wegen des Herumwirbelns an der Reckstange hatte ich seitdem ein gespaltenes Verhältnis zu ihm. Das absolut Verheerende seines „Nachrufes“ im Umkleideraum wurde mir erst ein paar Jahre später klar und verfestigte meine Sicht auf ihn als einen Pädagogen, der wohl die hierfür notwendigen Vorlesungen während seiner Ausbildung immer geschwänzt hatte. (Dietmar)
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