Deutsche Zwerg-Reichshühner

Am 15. April 2021 haben wir von einem ‚Brutmaster‘ drei acht Wochen alte Deutsche Zwerg-Reichshühner gekauft. (Das ist die offizielle Bezeichnung dieser Rasse; sie geht auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück.) Falls ein Hahn (oder mehrere) dabei sein sollte, haben wir ein Umtauschrecht … – Hähne dieser Rasse sind typischerweise Menschen gegenüber aggressiv (Quelle).

Merkmale, die ich vorab zu den Deutsche Zwerg-Reichshühner zusammengetragen hatte:

  • Hennengewicht: 800 – 1.000 g
  • jährliche Legeleistung: etwa 180 Eier
  • Eigewicht: etwa 40 g
  • Eierschalenfarbe: gelblich bis bräunlich
  • geringe Brutneigung, „20%“
  • neun Farbschläge
  • robust, zutraulich / zahm, sehr gute Winterleger

Mit diesen Merkmalen entsprechen sie genau unseren Wünschen. Am liebsten hätten wir allerdings Tiere mit unterschiedlichen Farbschlägen. – Unsere drei neuen Zwerge sollen zum Farbschlag rot gehören.

Ich habe mir vorgenommen, die Entwicklung dieser drei Tiere zu dokumentieren, einfach deshalb, weil mir das Freude machen wird und weil ich diese Seite später als Gedächtnis-Prothese nutzen möchte.

Am ersten Tag war ich bestimmt zehn Mal im Stall und habe zu den Tieren gesprochen, damit sich die Tiere an meine Gestalt und an meine Stimme gewöhnen. – Schon am Nachmittag waren die Tiere nicht mehr ängstlich, als ich mich über den kleinen Gitterzaun gebeugt hatte.

Die Tiere stammen aus der Kunstbrut – zusammen mit vermutlich etwa mindestens 20 anderen Tieren. Das bedeutet, dass sie beim Schlüpfen nicht von einer Glucke geprägt wurden und dass sie bislang nichts von einem Muttertier lernen konnten.

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der – jetzt nur noch – drei kleinen Wesen ist groß: Sie halten sich bislang (erster Tag bei uns im Stall) meist ganz dicht beieinander auf. Das Bild am Seitenanfang ist insofern untypisch.

Am Abend des ersten Tages habe ich unsere mehr als acht Jahre alte Henne Flöckchen zu ihnen gesetzt. Flöckchen ist ein sehr ruhiges und ein wenig scheues Tier.

Es war dem Verhalten von Flöckchen anzumerken, dass sie lieber bei ihren bisherigen zwei alten Hennen-Kolleginnen und dem jungen Seidenhahn geblieben wäre.

Die drei Küken waren durch die Anwesenheit der relativ großen Henne (auch ein Zwerghuhn) nicht verängstigt.

Erst als Flöckchen auf die breite Sitzstange flog, waren sie kurz verschreckt.

zweiter Tag bei uns, am Morgen

Flöckchen einerseits und die drei Küken andererseits sind noch auf Distanz zueinander. – Man merkt der Henne an, dass sie sich bei den Küken nicht wohlfühlt.

Der Hahn, Bärchen, hat – für uns eindeutig – mehrfach nach ihr gerufen. Er war mindestens einmal zurück in den Stall gegangen, um Flöckchen zu holen.

zweiter Tag bei uns, Mittagszeit

Wir haben Flöckchen aus dem Kükenstall wieder rausgenommen.

Keine 24 Stunden bei uns im Stall, schon gibt es ein Pick-Problem. Eines der Küken schien von Anfang an dominant zu sein: Es pickte die beiden anderen.

Dann hatte ich entdeckt, dass eines der Küken am Teil des Rückens keine Federn mehr hat, aber rote Blutpunkte. – Was kann die Ursache sein?

Der abgeteilte Stallbereich misst 2 m mal 1 m. Das ist mit Sicherheit groß genug.

Es gibt genügend Futter: gekochtes Ei, LKö (Hühnerfutter von der Raiffeisengenossenschaft), kleine ungeschälte Sonnenblumenkerne, Stückchen vom Eisbergsalat, gekochte Kartoffel-Stückchen, zerkleinerte junge Brennnesseln, zwei / drei Hände voll Heu, Katzenfutter (aus dem Schälchen unserer Katze entwendet), Rindenmulch als Einstreu. Und ein paar dicke Äste zum ‚Klettern‘ / zur zusätzlichen Beschäftigung.

Also hatte ich das Pick-Küken separiert. Die Drei wollten aber offensichtlich weiter engen Kontakt halten: Sie bewegten sich dicht vor und hinter dem Kaninchendraht-Zaun.

Nachdem ich das Problem in unsere WhatsApp-Hühnerversteher-Gruppe gepostet hatte, bekam ich rasch folgende Tipps:

  • Das Opfer separieren und den Picker versuchsweise mit dem anderen Küken zusammentun. – Ansonsten würde das dritte Küken Lust bekommen können, ebenfalls den Rücken des Opfers zu traktieren: Blutige Stellen fordern zu weiterem Picken heraus.
  • Silberspray auf den Rücken sprühen, um die Blutflecken zu überdecken. – Bei der Raiffeisen-Genossenschaft erhältlich: „Silberspray ist zum Schutz von Wunden und Verletzungen geeignet. Durch den Aluminiumanteil im Spray setzt es einen silbernen Film über die Wunde.“ Das hatten wir gemacht …

Wir haben (auch) den Rücken des ‚Opfers‘ besprüht und es separiert – aber nur für etwa drei Stunden, weil wir gesehen hatten, dass die drei Küken den Drang hatten, unbedingt wieder zusammen sein wollen.

Die Rangordnung der Küken ist bereits gefestigt:

  • Das ‚lackierte‘ Küken wird von den beiden anderen Küken häufig gepickt, pickt aber selber nicht: Es hat die Omega-Position.
  • Das Küken mit dem hellen Gesicht und den dunklen Flecken am Kopf ist das ranghöchste Tier (Alpha-Position): Es pickt die beiden anderen und wird nur sehr selten vom dritten Küken gepickt.
  • Das dritte Küken wird nur von Alpha gepickt: Gamma-Position

Die Rangordnung-Hackerei gegenüber Omega könnte die Ursache dafür gewesen sein, dass dieses Küken so viele Rückenfedern verloren hatte. Dabei kam es zunehmend zu den blutigen Punkten, und das wiederum führte zu diesem ersten Stadium des Kannibalismus. – Andere Ursachen, wie sie zum Beispiel auf dieser Webseite (mit den massiven Werbeeinblendungen) beschrieben sind, schließe ich aus. – Da ich die Küken an diesem Tag jeweils in kurzen Abständen beobachtet hatte, muss sich der Prozess innerhalb von maximal zwei Stunden abgespielt haben.

Vor einigen Jahren hatte ich ein Picktogramm zu unseren damals sechs Hennen und unserem Hannemann erstellt. – Die geschilderte aktuelle Federpickerei hatten wir in den mehr als acht Jahren, seitdem wir Hühner halten, aber noch nie erlebt.

dritter Tag: Freiluft

Freiluft zunächst noch hinter Gittern

Bärchen und sein Haremsnachwuchs

vierter Tag: Die Mauer ist gefallen

Am Morgen des vierten Tag hatte ich die Absperrung zwischen den beiden Stallbereichen entfernt, und habe wachsam gewartet, was nun passieren würde.

  • Zu meiner großen Überraschung ging von den ‚Alteingesessenen‘ keinerlei Aggression gegenüber den ‚Zugezogenen‘ aus. Vielleicht hing das damit zusammen, dass sich die Tiere schon in den Tagen zuvor gesehen und gehört hatten.

  • Die zweite Überraschung war die Kühnheit des dominanten Kükens:

Das dominante Küken hat inzwischen (auf Vorschlag meiner Schwägerin) den Namen Rosi bekommen. – Ob sich Rosi zum Hahn entwickeln wird? Gegebenenfalls wird er in Riso umbenannt …. oder wir nutzen unser Umtauschrecht.

Rosis erneuter Kontaktversuch; die ‚Alten‘ scheinen genervt zu sein:

Fortsetzung

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