Infos zur Hühnerhaltung für Leute ohne Erfahrung
Im April 2017 hatten wir einen zugelaufenen, herrenlosen Zwerg-Hahn an eine Bekannte weitergegeben. (Wir nannten ihn Pieper – wegen seiner klaren kräftigen Stimme.)
Diese Bekannte hatte zwar drei Pferde und einen Hund, bislang aber noch keine Hühner gehalten. Ihre grundlegenden Fragen an uns zu Futter und zur Anzahl der erforderlichen Hennen haben mir bewusst gemacht, dass auch wir vor einigen Jahren ahnungslos als ‚Hühner-Starter‘ angefangen hatten.
Die Antworten auf unsere ersten Fragen zur Hühnerhaltung hatten wir damals umständlich zusammenklauben müssen. Wir haben auf mehreren, zum Teil ungeordneten Internet-Foren recherchiert. Außerdem hatten wir versucht, uns durch Lesen einiger Bücher und durch ein paar Gespräche mit erfahrenen Hühnerhaltern schlau zu machen.
Nachdem wir inzwischen fünf Jahre lang (Stand: 2017) mit unseren Hühnern zusammengelebt haben, will ich unsere Erfahrungen aufschreiben und unser Wissen über die Hühnerhaltung gern anderen Hühner-Liebhabern zur Verfügung stellen.
Hühnerauslauf statt Legehühner-Knast
Unsere aktuell elf Zwerg-Hühner (und drei Laufenten) dürfen unser Garten-Grundstück fast komplett nutzen, und das tun sie auch. Lediglich unser kleiner Nutzgarten ist für sie jeweils zwischen Mai bis Oktober tabu. Wir haben um ihn herum (einen leicht versetzbaren Kleintierzaun*) aufgestellt und verwenden ein ebenso leicht versetzbares Törchen. Ein rustikaler Staketenzaun*) wäre eine schönere, aber teurere Alternative.
Unsere Hühner haben mehrere Lieblingsplätze, an denen sie sich während des Tagesverlaufs aufhalten. Manchmal scharren sie zunächst an einer kahlen Stelle hinter ihrem Stall oder sie marschieren schnurstracks zu einer tiefer gelegenen Grundstücksstelle mit einem etwas feuchteren Boden. Dort kommen sie leicht an besonders begehrtes Lebend-Futter.
Wenns regnet, flüchten sie unters Vordach hinter den Garagen oder in ihr Sommer-Hühnerhaus, seltsamerweise jedoch nie in ihren Stall.
Sonnenbad, Staubbad
Bei schönem Wetter liegen sie manchmal – an beliebten Stellen – auf der Seite und strecken einen Flügel zur Seite. So vergrößern sie die Körperoberfläche, um möglichst viele Sonnenstrahlen aufzufangen.
Und an anderen Stellen nehmen sie hin und wieder ein Staubbad. Auf diese Weise pudern sie sich ein, vermutlich um einen Milbenbefall vorzubeugen: Milben trocknen dadurch aus. Allerdings ist das keine zuverlässige Lösung. Denn jedes Jahr einmal im Jahr müssen wir Menschen ihnen im Kampf gegen die roten Vogelmilben helfen. (Im Video die zwei neuen Seidenhühner Lina und Hella.)
Zickezacke, Hühnerkacke
Hühner nutzen keine Art von Katzenklo: Sie hinterlassen ihren Kot jeweils an den Stellen, an denen sie sich gerade aufhalten: kleine Hühner (Zwerghühner) hinterlassen kleine Häufchen, große Hühner größere Häufchen. Der Kot ist organischer Dünger fürs Grundstück!
Interessanterweise erinnert der Kot der Hähne eher an Krümel, während die Hennen ihren Kot erst dann ablegen, wenn es sich lohnt …
Auf einem ausreichend großen Grundstück verteilen sich diese Hinterlassenschaften, so dass sich die Gefahr, hineinzutreten, entsprechend reduziert. Gleichwohl empfiehlt es sich, die Schuhe zu wechseln, bevor man das Haus betritt …
Bäume und Büsche als Unterschlupf
Hühner haben gelegentlich das Bedürfnis, sich zu verstecken, zum Beispiel vor einem anfliegenden Milan. Dann flüchten sie unter Büsche oder Bäume mit dichtem Laub. Das können zum Beispiel Johannisbeer-Büsche oder ältere Koniferen mit tief ausladenden Ästen sein.
Um preiswert und schnell solche Verstecke wachsen zu lassen, könnte man von einem Nachbarn die Ruten von Johannisbeer-Büschen erbitten, die ja sowieso jedes Jahr ausgelichtet werden müssen. Solche frisch geschnittenen Ruten im Herbst einfach in den Boden stecken (etwa 15 cm tief). Die Ruten wurzeln problemlos, und im nächsten Jahr gibt es auch schon die ersten Früchte.
Wiese oder Golfplatz-Rasen
Hühner mögen eine nur selten gemähte Wiese sehr viel lieber als einen rasierten Rasen, dessen Wildkräuter mit der Pinzette rausgerupft wurden …
Im höheren Gras halten sich viele Fluginsekten, Käfer und Würmer auf, die gefunden werden wollen. Außerdem schmecken den Hühnern zum Beispiel die Blätter des Löwenzahns und die Blüten des Wiesenschaumkrauts.
Zecken stehen vielleicht auch auf ihrem Speiseplan. Auf jeden Fall lassen sie aber genügend übrig. Die warten dann auf unsere Katze …
Hühner sind Allesfresser
Hühner fressen pflanzliche Nahrung (unter anderem Grashalme, Blätter vom Storchschnabel, Himbeeren), aber genau so gerne tierische Nahrung, wie Spinnen, Regenwürmer, tote Jungvögel, die aus dem Nest gefallen sind, oder Katzenfutter, das der Stubentiger wieder einmal verschmäht hat.
Vermutlich ist es erforderlich, mit Körnern zuzufüttern. Wir kaufen jeweils „LKö“ von der Raiffeisengenossenschaft (Sack mit 25 kg etwa 12,50 EUR – Stand: Sept. 2020). Auf die Zufütterung von Legemehl verzichten wir inzwischen, weil wir vermuten, dass unsere Hühner auch ohne Legemehl alle notwendigen Nahrungsbestandteile bekommen.
Wir nehmen in Kauf, dass unsere Hühner im Winter das Eierlegen aussetzen; ab März geht es dann wieder los. (Es gibt auch Hühner-Rassen, die im Winter legen.) – Bei der gewerblichen Eierproduktion bekommen die Hühner auch im Winter soviel künstliches Licht, dass sie sich wie im Sommer fühlen und weiterlegen. Da die Eierstöcke von vornherein eine begrenzte Menge an Eiern enthalten, bedeutet eine höhere Legeleistung pro Jahr, dass die Eierstöcke schneller leer sind … und die Hennen entsprechend früher ‚entsorgt‘ werden.
Selbst eine Henne, deren Eierstöcke geleert sind, landet bei uns nicht im Suppentopf. So können Hühner angeblich bis zu 15 Jahre alt werden. Berta, vermutlich war sie ein Bielefelder Zwerg-Kennhuhn, ist bei uns elf Jahre alt geworden.
Hannemann lebte mehr als sechs Jahren bei uns. Er ist vermutlich an einem Herz- oder Gehirnschlag gestorben: Eine der Laufenten hatte ihn aufgeschreckt, er flattere kurz hoch und blieb dann am Boden liegen. Ich hatte ihn hochgehoben und dann ins Gras abgesetzt. Alles schien wieder in Ordnung zu sein. Etwa eine halbe Stunde später war er tot.
Hühner sind Feinschmecker
Auch wenn die Hühner alles Mögliche fressen könnten, tun sie es nicht, sofern die Auswahl groß genug ist. So picken sie sich aus dem LKö zuerst das heraus, was sie besonders gerne mögen: Weizen und der gebrochenen Mais. Roggen mögen sie nicht.
Und die Blätter des Eisbergsalates ziehen unsere Hühner zum Beispiel denen des einfachen Blattsalates vor.
Chicorée mögen sie übrigens auch besonders gern. Chicorée oder Blatt- bzw. Eisbergsalat füttern wir, wenn wir die Hühner wegen Frosts nicht aus dem Stall lassen oder weil wir einfach Spaß am Füttern haben. – Zufällig entdeckt: Sie mögen auch Bananen.
Fast immer wenn wir in den Garten gehen, haben wir eine Handvoll Sonnenblumenkerne*) in der Tasche, um uns bei den Hühnern beliebt zu machen und um beliebt zu bleiben. In den ersten Jahren waren es die geschälten Kerne (lecker, lecker), inzwischen auch die offensichtlich nicht so leckeren ungeschälten – 25 kg etwa 20 EUR *) Die ungeschälten Sonnenblumenkerne beugen vermutlich eher einer Verfettung vor.
Nichts geht über über Mehlwürmer
Einmal im Jahr haben wir besonders große Freude daran, Mehlwürmer zu verfüttern; die stellen das Lieblingsfressen für unsere Hühner (und Laufenten) schlechthin dar.
spätere Ergänzung: Wir kaufen inzwischen keine lebenden Mehlwürmer, sondern getrocknete. Die sind deutlich kostengünstiger, aber auch sehr willkommen.
Windeier
Selbstverständlich lassen wir von den Hühnern auch deren Eierschalen ‚recyceln‘, allerdings zuvor schön klein zerbröselt, damit wir die Hühner nicht auf die Idee bringen, ihre Eier sofort nach dem Legen selber zu fressen; schließlich sind auch wir keine Veganer.
Aber hin und wieder kommt es vor, dass ein Ei ohne Kalkschale gelegt wird – ein so genanntes Windei. Da die bloße Schalenhaut sehr dünn ist, reißt sie manchmal. Und dann kommen die Hühner ganz einfach an besonders leckeres Fressen … auch die Henne, die das betreffende Ei gelegt hatte – eine Form des Kannibalismus.
Nachdem eine unserer Hennen nach der Winterpause etwa zehn Windeier hintereinander produziert hatte, haben wir dem Futter ein Nahrungsergänzungsprodukt *) beigegeben. Ihr übernächstes Ei war dann wieder in Ordnung.
Die kleinste Packung mit 1 kg (für weniger als 4 EUR) war für unsere Situation mehr als ausreichend!
Legenester und Versteckplätze
Typischerweise nehmen die Hennen die von uns angebotenen Legenester innerhalb des Hühnerstalls an. Aber hin und wieder erwischen wir eine Henne, die sich vor unserem Eier-Diebstahl zu schützen versucht, und zwar nicht nur zur Osterzeit.
In 2016 hatten wir das Eier-Versteck unserer kleinen schwarzen Henne Calimera entdeckt. Wir hatten sie einmal dabei beobachtet, wie sie nach dem Öffnen des Hühnerstalls sofort zielstrebig in eine andere Richtung gelaufen war als ihre Kolleginnen und in einem kleinen Blätter-Dschungel verschwunden war. Nachdem wir – etwas später – an dieser Stelle die Pflanzen (Storchschnabel) zur Seite gedrückt hatten, kamen sieben Eier zutage:
Seitdem wir unsere Hühner und Laufenten haben, hat unser Wiesengarten deutlich an Attraktivität gewonnen! Auch um unsere Tiere zu beobachten (nicht nur wegen der möglichen Eierverstecke), halten wir uns viel häufiger als früher im Garten auf, und wir bemühen uns darum, unseren Garten noch viel schöner / blühender zu gestalten als jeweils im Jahr zuvor.
Zwerghühner-Rassen
Über die Zwerghühner-Rassen hatten wir uns leider erst sehr, sehr spät Gedanken gemacht. – Deshalb gibt es nun aber auch hierzu eine eigene Unterseite.
Pflicht-Impfungen
Stichworte, zu denen ich – vielleicht – auch noch etwas schreiben und Fotos hochladen werde:
- Freundschaften, Persönlichkeit / Eigenarten der einzelnen Tiere
- Funktionen / Verhalten eines Hahns; Hahn führt seine Lieblingshennen zum Legenest; fünf Hennen auf einen Hahn – oder anders herum
- brutale Kämpfe zwischen dominanten Hähnen, Duldung eines schwachen Kollegen
- neue Hühner im Stall
- innere Uhr: Hühner gehen etwa eine Stunde vor Beginn der Dämmerung von alleine in den Stall, aber nicht alle gemeinsam zur selben Zeit, erster Hahnenruf vor Sonnenaufgang
- Pediküre gegen Kalkbeine
- in das Bein eingewachsener Züchterring
Von den vier Hühner-Büchern, die wir uns vor ein paar Jahren gekauft hatten, habe ich dieses von Anfang bis zum Schluss und in einem Zug gelesen: „Aufs Huhn gekommen – von glücklichen Hühnern und eigenen Bio-Eiern“ *) – Im Oktober 2014 hatte ich es auf amazon mit 5 Sternchen und unter anderem mit folgenden Sätzen rezensiert: „… Der Autor lässt in seine Texte immer wieder mal hühner-fachliche Informationen einfließen, die für mich neu und wissenswert sind. (Der Autor hat umfassend recherchiert.) … Die Einfühlsamkeit des Autors in das ‚Hühnerleben‘ spricht mir aus dem Herzen.„
Links zu anderen Webseiten:
- sehr informative Webseite zur Hühnerhaltung im Garten – unabhängig von großen / kleinen Hühnerrassen
- Menschen können am Gackern heraushören, ob die Hühner positiv aufgeregt oder unzufrieden sind: SPIEGEL
- umfassende Information der ‚Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.‘ in Verbindung zur Tiergestützte Intervention (TGI)
Quelle für die Haltungsvorschriften und ein paar weitere interessante Infos über Hühner: Süddeutsche Zeitung vom 15. April 2017
Sieben Gründe, warum Hühner im Garten glücklich machen – in: Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt
*) Referrer-Link: Bei einem Kauf des Produkts über diesen Link erhalte ich eine kleine Provision. Dies erhöht aber nicht den Produktpreis.